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Mit Demenz gut im häuslichen Umfeld leben

Jugend, Familie & Soziales
22. August 2024

Wie das Leben im häuslichen Umfeld für alle Beteiligten so angenehm, sicher und würdevoll wie möglich gestalten werden kann, war Thema des diesjährigen Forum Demenz der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern in Freilassing.


Mit der Diagnose Demenz steht die Welt erst einmal Kopf – sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Alltagsroutinen, das Miteinander und die Wahrnehmung der Umwelt verändern sich. All das fordert heraus und verunsichert.

Fachpublikum und Betroffene, insgesamt 70 Teilnehmer, verfolgten im Rathaussaal Freilassing die Vorträge. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion konnten sich pflegende Angehörige mit den Fachleuten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und der Technischen Hochschule Rosenheim austauschen. Im Fokus stand dabei das Zusammenwirken von technischer Unterstützung, ehrenamtlichem Engagement und politischer Unterstützung. Die Gründerin der Alzheimergesellschaft Berchtesgaden, Roswitha Moderegger, wurde in diesem Rahmen für ihr jahrzehntelanges Engagement geehrt (siehe gesonderter Bericht).
 

Für ein sicheres Zuhause

„Wir leben in einer Zeit, in der technologische Fortschritte uns ganz neue Möglichkeiten bieten. Von intelligenten Assistenzsystemen über spezielle Apps bis hin zu Sicherheitslösungen – technische Hilfsmittel können den Alltag von Menschen mit Demenz erheblich erleichtern. Sie ermöglichen nicht nur eine höhere Lebensqualität, sondern auch ein längeres und sichereres Leben in den eigenen vier Wänden“, so Dr. Mai Aumüller-Nguyen, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Südostoberbayern. 


Wie das in der Praxis funktionieren kann, stellte Sebastian Günnel von der Technischen Hochschule Rosenheim in seinem Überblick über das Forschungsprojekt „Dein Haus 4.0 Oberbayern“ vor. Mit drei Musterwohnungen wird erforscht, welche technisch-digitale Assistenzsysteme und Hilfsmittel von Betroffenen akzeptiert werden, wirksam sind und Nutzen stiften. Gleichzeitig werden die Musterwohnungen für Bürger erlebbar gemacht. Das Projektteam setzt sich aus Experten in den Bereichen Physiotherapie, Gesundheitsmanagement, Pflegewissenschaft, Innenausbau und Lichtgestaltung zusammen. Eine der Musterwohnungen befindet sich auch in Freilassing. 


„Werden Hilfsmittel frühzeitig erlernt, dann sind sie durchaus sinnvoll. Mit Sprachassistenz- und Sicherheitssystemen kann man eine wertvolle Unterstützung bieten, doch muss man auch ihre Grenzen und den individuellen Nutzen berücksichtigen. Da ist es wichtig, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen gut über die verfügbaren Optionen informiert sind und individuell entscheiden dürfen, welche Technologien für sie am besten geeignet sind“, so Günnel. 
 

Ehrenamt: Menschliche Nähe und Unterstützung

Technik allein reicht nicht aus. Menschliche Nähe, Verständnis und Unterstützung sind unverzichtbar, darüber waren sich alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. Ehrenamtliche Helfer leisten einen unschätzbaren Beitrag, indem sie ihre Zeit, ihre Fähigkeiten und ihr Herzblut zur Verfügung stellten, um das Leben von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen zu bereichern. Ihre Arbeit schafft Vertrauen, entlastet Familien und stärkt das soziale Netz.

Sonja Womser von Landesverband Bayern der Deutschen Alzheimer Gesellschaft schilderte, wie wichtig die Qualifizierung des Ehrenamts ist. Entlastung erfahren pflegende Angehörige, wenn sie wissen, wie die Erkrankung verläuft und wie eine angemessene Kommunikation erfolgen kann.


 „Wir führen Schulungen durch, die Angehörigen helfen, im Umgang mit Menschen mit Demenz sicher zu werden. Nach dem Besuch dieser Kurse sind Angehörige besser informiert über die Krankheit Demenz, die rechtlichen und finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten und wissen, an wen sie sich bei Bedarf wenden können“, informierte Susanne Aicher, stellvertretende Vorsitzende der Alzheimergesellschaft Südostbayern. So entstünde zum Beispiel in Kirchanschöring im Landkreis Traunstein gerade wieder eine neue Angehörigengruppe. „Diese Gespräche sind so entlastend“, erklärt Roswitha Moderegger, die ehemals erste Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Südostbayern. In ihrer langjährigen Tätigkeit habe sie dies erleben dürfen und darum sei es ihr ein Anliegen, die Angehörigengruppe in Bischofswiesen auch weiterhin selbst zu leiten.


Die ehrenamtliche Unterstützung hat aber auch ihre Grenzen. Es stellt sich die Frage, ab wann die häusliche Versorgung nicht mehr ausreicht und andere Lösungen gefunden werden müssen. Ehrenamtliche Helfer können übrigens nach einer Schulung auch entgeltlich tätig werden. 
 

Politische Unterstützung: Ein unerlässlicher Faktor

Ebenso wurde beim Forum Demenz die Bedeutung der politischen Unterstützung beleuchtet, um Hilfsangebote erfolgreich umsetzen zu können. Georg Wetzelsperger sprach als Bezirksrat, Schirmherr der Alzheimer Gesellschaft Südostoberbayern und langjähriger Unterstützer der Alzheimer Gesellschaft. „Herr Wetzelsperger setzt sich seit geraumer Zeit politisch für die Belange von Menschen mit Demenz und deren Familien ein. Und das ist unerlässlich, denn es braucht auch politische Maßnahmen, damit ein gutes Leben mit Demenz im häuslichen Umfeld gelingen kann“, würdigte Dr. Mai Aumüller-Nguyen sein Engagement. 

 

Hilfe suchen und annehmen

Im Berchtesgadener Land gibt es eine steigende Anzahl von Menschen in hohem Alter und somit auch einen höheren Anteil von Menschen mit Demenz. „Es braucht ein ganzes Dorf, um einen betagten, an Demenz erkrankten Menschen zu versorgen“, so Georg Wetzelsperger, der damit an ein altes Sprichwort erinnerte. Die Pflegestützpunkte der Landkreise seien zentrale Anlaufstellen für Betroffene und ihre Familien, um Informationen über Versorgungsformen im häuslichen und stationären Bereich zu erhalten. 

Caroline Puhlmann und Ann-Kathrin Brinckmann, die Leiterinnen der Pflegestützpunkte Berchtesgadener Land und Traunstein, ermutigten die Betroffenen, Kontakt aufzunehmen und sich die unterschiedlichen Hilfsangebote oder auch die Möglichkeiten der Finanzierung durch die Pflegekassen erklären zu lassen. Neben stationären Angeboten zur Entlastung der pflegenden Angehörigen stehen ambulante und teilstationäre Angebote als auch ehrenamtliches Engagement zur Verfügung. Die Empfehlung lautet, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Beratungen an den Pflegestützpunkten finden trägerneutral, unabhängig und kostenlos statt. Neben regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei Hausärzten ist es auch wichtig, Vorsorge für die persönlichen Belange, Stichwort Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, zu treffen. Die Betreuungsstellen in den Landkreisen bieten hier umfassende Beratung an. 


Roswitha Moderegger unterstrich in der Diskussion ausdrücklich, wie wichtig es ist, auch die Ärzte mit ins Boot zu holen: „Eine ärztlich diagnostizierte Demenz entlastet die Betroffenen sowie die Angehörigen und sie haben die Möglichkeit, die nächsten Schritte zu gehen.“ Laut Dr. Mai Aumüller-Nguyen ist die frühe Diagnose, eine spezialisierte Beratung und eine lange Begleitung der Betroffenen und ihrer Angehörigen ein wichtiges Ziel.


Nur gemeinsam kann es gelingen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ein gutes Leben mit Demenz in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen – dies nahmen die Teilnehmer als Fazit aus der Veranstaltung mit. Ziel ist, in einem starken Netzwerk immer wieder aufzuzeigen, welche Unterstützungsleistungen in der Region zur Verfügung stehen und wie diese sinnvoll genutzt werden können. Essenziell ist, voneinander zu lernen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.